JDAV-Ravensburg

Alpinklettern im Oberreintal, 04.06.2015 - 07.06.2015

Über Fronleichnam ging es für eine kleine Gruppe von sechs Leuten der JDAV Ravensburg und Heidelberg ins Oberreintal. Die Vorfreude auf das Abenteuer im Fels war groß. Unerwartet begann das Abenteuer allerdings schon viel früher, nämlich auf der Hinfahrt. Dank des G7 - Gipfels brauchten wir tatsächlich nur sechs Stunden von Ravensburg nach Garmisch. Auch wir sind jetzt G7- Gegner, aber nicht aus politischen Gründen!

Unter dem Motto „Besser spät als nie“, starteten wir am Nachmittag den Aufstieg zur Oberreintal-Hütte. Bei einer „Bullenhitze“ quälten wir uns den Berg hinauf. Oben angekommen vergaßen wir wegen der genialen Aussicht direkt wie anstrengend der Aufstieg war. Der einzige Gedanke, der jetzt in unseren Köpfen herumschwirrte war die Frage: „ Was klettern wir morgen und wer mit wem?“
Am nächsten Morgen wurden wir um halb sieben durch den Hüttenwirt geweckt und gleich mit allen wichtigen Infos für den Tag versorgt: „Kaffee und Teewasser ist fertig. Das Wetter ist gut. Am Nachmittag eventuell Gewitter.“ Das traditionelle Oberreintal-Wecklied ( Tequila – The Champs) wurde natürlich auch noch eingespielt, welches man dann unter Umständen den ganzen Tag als Ohrwurm hatte.
Dann gab es lecker Frühstück, was Simon, unser Begleiter aus Heidelberg, wohl nicht so empfand. Er übte für einen „ Mecker-Contest“, obwohl er diesen auch ohne Übung gewinnen würde.
Anschließend ging es endlich los zum Klettern. Zwei unserer Seilschaften ( Simone Janina und Benno Anika) gingen in die sehr wenig begangene Spindler und Lucie Marlen in die Altherrenpartie. Die Routen führen auf den selben Berg, so dass wir alle zusammen am Gipfel des unteren Berggeistturms mit einer Gipfelgurke anstoßen konnten. Auf Benno und mich mussten die anderen etwas warten, da Benno zwischendurch nach einem Griffausbruch ausprobierte, ob seine Köpfelschlinge auch wirklich hält. Gehalten hat sie, allerdings ging es mit verbrannter Hand dann etwas langsamer vorwärts. Oben im letzten Stand angekommen wurde ich mit Applaus empfangen. Nachdem wir dann aber erzählt hatten, was passiert war, machten sich die anderen nicht mehr über uns lustig. Auch auf dem Gipfel lies uns selbiger der G7 nicht los. Ständig kreisten Hubschrauber der Polizei über dem Oberreintal.
Die Abstiege im Oberreintal sind im Allgemeinen nicht gerade ohne, und so war auch unserer nicht gerade ein Spaziergang. Simon erzählte uns noch ganz stolz von seiner Erstbegehung, er hatte sich in der Spindler etwas verlaufen und die Route verloren.
Bei unserem kulinarisch anspruchsvollen Abendessen, Nudeln wie jeden Abend, machten wir die Planung für den folgenden Tag und tauschten die Seilpartner einmal durch.
Lucie und Janina beeindruckten am nächsten Tag die Herren auf der Hütte als Frauenseilschaft in der Radlkanten. Wie uns abends berichtet wurde, fühlte sich die Männerseilschaft, die vor ihnen in der Route war, von den Mädels verfolgt. Daher waren wir spätestens nach Samstagabend im Oberreintal als die Gruppe aus Ravensburg bekannt. Auch die Tatsache, dass ich mit Simon in einer nicht ganz so leichten Route (Schober) gewesen bin und wir abbrechen mussten, weil der Herr der Seilschaft nicht mehr weiter wollte, sorgte am Abend dafür, den Bekanntheitsgrad unserer Gruppe zu steigern. Ich musste natürlich zum Vergnügen der übrigen Hüttengäste sein verletztes Ego immer wieder daran erinnern, dass er in Anwesenheit eines weiblichen Wesens schwächer war als dieses selbst.
Benno hat an diesem Tag Marlen den „anstrengensten Tag“ ihres Lebens beschert. Er hatte da eine Route wohl etwas unterschätzt (Nordwestkante auf den Schüsselkarturm), und so kam es auch, dass die zwei genau im richtigen Augenblick an der Hütte ankamen. Es begann gerade zu regnen, da hatten die zwei noch nicht mal ihre Rucksäcke abgesetzt.
Wir hatten uns schon etwas Sorgen gemacht, dass etwas passiert sein könnte und waren dann heilfroh, dass alle den Tag heil überstanden haben. Das hatten wir zumindest gedacht...
Gefährlich war an diesem Wochenende nämlich nicht nur das Klettern sondern auch der Klobesuch, vor allem an diesem Abend. Denn: „nasse Platten sind nass“und wenn man mit Anlauf auf rutschige Platten springt wird das weh tun. Aber auch dieses Missgeschick wurde überlebt und trotz leichten Bewegungseinschränkungen kletterten am nächsten Tag alle mit Ausnahme von Marlen noch eine kurze Route. Marlen war von Bennos „Kampftag“ noch zu geschafft und zog es vor, sich auf der Hütte auszuruhen.
Simon suchte sich mal wieder eine „Neubegehung“, die mehr als nur bescheiden war. Benno und ich kletterten nach und erklärten ihn für verrückt; nass, brüchig und bescheiden abzusichern. Oben angekommen hatten wir die „Haltestelle“ in der gleichnamigen Route erreicht. Zusammen mit Janina und Lucie, welche die „Schmankerl“ geklettert waren (der Name ist Programm), gab es dann die letzte Gipfelgurke für das Wochenende.
Dann hieß es packen und sich für den Abstieg bereit machen. Nach einem nassen Abschiedsbild nach guter alter Oberreintal-Manier ging es dann wieder bergab und zurück nach Hause.
Das Wochenende lehrte uns alle so einiges.
Wir sahen alle mit eigenen Augen wo die ganzen Steuergelder hin fließen. Als wir wieder in Garmisch ankamen erschraken wir leicht über die Anzahl der Polizisten. Jedes erste Auto war ein Polizeiauto und die chaotische Truppe der JDAV Ravensburg mitten drin.
Andere lernten, dass Mädchen auch ziemlich taff und mutig sein können. So manches Frauenbild wurde in diesem Zusammenhang zerstört.
Die Erkenntnis dass „nasse Platten nass“ sind und somit rutschig, war zwar nichts neues, musste aber auch mal wieder ausgetestet werden.
Und das man als Gruppe von sechs Leuten, davon vier Mädels, den Frauendurchschnitt auf Berghütten deutlich anhebt und den Altersdurchschnitt als Juma-Gruppe deutlich senkt wurde vor der Fahrt vermutet und auf der Hütte endgültig bestätigt.
Abschließend bleibt nur zu sagen: Oberreintal wir kommen wieder. Wir haben da noch so ein paar Rechnungen offen...

Erstellt von Anika Backes